GIBT ES DAS LEBEN NACH DEM TOD? Oder eher ein Leben vor der Geburt?
Wie mein Sohn selbst dafür sorgte, auf diese Welt zu kommen

Eines Tages überkam mich ein starker Wunsch Mama zu werden. Es kam sehr plötzlich und völlig unerwartet. Ich freundete mich langsam mit diesem neuen Gedanken an, aber so richtig überzeugt wurde ich nicht. Etwas in mir flüsterte mir zu, dass mich etwas sehr Unangenehmes, sehr Herausforderndes erwarten könnte. Ich hatte so ein seltsames Gefühl von Angst.
Ich lebte in einem Dilemma, war innerlich zerrissen. Mein Wunsch Mama zu sein wuchs Tag für Tag ein bisschen mehr, meine Angst aber auch. Es dauerte drei Jahre, bis ich so weit war und wusste, ich muss diesem inneren Konflikt ein Ende bereiten. Es ist Zeit zu entscheiden!
Ich setzte mich hin, machte mich innerlich leer und gab der inneren Klarheit den Raum zu mir zu sprechen.
Ich sah zwei Wege vor mir und mich auf dieser Weggabelung stehen. Der eine Weg war mein Leben ohne Kind und der andere mit Kind. Egal welchen Weg ich nehmen sollte, es warteten große Herausforderungen auf mich.
Es wurde mir klar, ich stehe bereits seit 3 Jahren auf dieser Kreuzung und weiß nicht weiter. Ich bat um Hilfe.
In dem Moment hörte ich ganz deutlich eine Stimme, die mir sagte:
„Wenn du dich für ein Kind entscheidest, dann komme ich.“
Wow, ich fühlte die Seele, die mein Kind werden sollte in jeder Zelle meines Körpers, in jedem Gedanken. Es fühle sich an wie ein großes, gigantisches Wiedersehen.
„Was, du?“ sagte ich. Mein Herz öffnete sich ganz weit, ich grinste und weinte gleichzeitig.
Ich fühlte ganz genau, ich liebe diese Seele über alles und ich liebe sie seit sehr langer Zeit.
Wenn ich das Gefühl beschreiben sollte, es fühlte sich an wie ein Wiedersehen nach einer unendlich langen Zeit. Als würde man jemanden über alles lieben, aber den Kontakt zu ihm verloren haben. Und dann klingelt es eines Tages an der Tür und die Liebe deines Lebens steht vor dir.
Natürlich sagte ich JA. Ich war so glücklich, so voller Vorfreude. Also wenn diese Seele zu mir kommen möchte, dann ist die Entscheidung getroffen – mit jeder damit verbundenen Konsequenz.
Ich rief meinen Mann an und sagte ihm, ein Kind wird in unsere Familie kommen. „Bist du schwanger?“ fragte er mich. „Nein, noch nicht, aber bald“
Und so kam es auch. Ein paar Wochen später wurde ich wirklich schwanger.
War meine Angst berechtigt? Ja.
Mein Sohn kam mit einer bis jetzt unheilbaren genetischen Erkrankung zur Welt. Direkt nach der Geburt wurde er mir genommen, er musste operiert werden. Krankenhausaufenthalte, Diagnosen, schwere Prognosen warteten auf uns. Er ließ mich mehr als zwei Jahre nicht schlafen, er aß nichts, ich bin an die Grenze meiner physischen und psychischen Belastbarkeit gekommen. Nicht nur ich, auch meine Ehe.
Es mussten so viele Probleme gelöst werden.
Bereue ich meine Entscheidung? Kein bisschen.
Hatte ich Momente, wo ich dachte, das bekomme ich nicht hin, das ist zu viel.
Ja, Jahre lang – Tag täglich.
Meine Intuition wusste damals, wie schwer und herausfordernd mein Weg für mich sein wird. Ohne die Hilfe meines Sohnes, ohne seine Hilfe hätte ich ziemlich sicher nicht den Mut gehabt, Mama zu werden.
Ich schreibe diese Geschichte auf, weil so viele von uns jetzt in ähnlich schweren Situationen stecken. Wir müssen uns mit Unsicherheit, Druck, Zwang, aber vor allem mit der Angst vor dem Tod auseinersetzen.
Mein Sohn konnte mit mir sprechen, obwohl er noch gar nicht geboren wurde.
Wir sind ewige Wesen, die immer wieder einen biologischen Körper bewohnen und ihn zu gegebener Zeit wieder verlassen. Wir besitzen große Weisheit und treffen unsere Entscheidungen aus Liebe und Respekt.
Wenn unsere Zeit gekommen ist, gehen wir. Wohin? Nach Hause. Einfach nur nach Hause.


