Du kassierst Beleidigungen - Abwertungen und du bleibst. Du gehst nicht.
Du bleibst bei deinem „Auserwählten“, hängst noch viel mehr an ihm wie sonst an jemandem.

Du entschuldigst ihn, hoffst auf Besserung, dein Gehirn kocht vor Überlegungen, was du tun könntest, damit es sich bessert.
Gute Phasen wechseln sich mit schlechten Phasen ab. Immer, wenn du schon glaubst, DIE Lösungen gefunden zu haben, ZACK … geht es wieder Berg ab.
Du bist dauerbeschäftigt. Läufst wie auf Eierschalen. Versuchst alle Fehler zu vermeiden.
Du versuchst all die Dinge, die dir an den Kopf geworfen werden, nicht zu glauben, aber du glaubst sie in der Tiefe deiner Persönlichkeit doch.
Da ist dieser Zweifel. Was, wenn ich wirklich so bin? Was, wenn es mir recht geschieht?
Nirgends scheint es mehr Klarheit zu geben.
Wenn du Ausschau nach deinem nächsten Schritt hältst, siehst du nur Nebel.
In Wahrheit weißt du, du sollst gehen. Aber die Wahrheit ist viel zu hart.
Ein Dro.genabhängiger weiß in seinen hellen Momenten auch, dass es sich nicht guttut. Aber den Entzug zu überstehen ist schwer. Also doch noch eine Runde drehen, doch noch ein bisschen bleiben und schauen. Vielleicht wird es besser.
Ich weiß noch, wie ich damals ein Tag vor dem Umzug da lag und alles in mir, wirklich alles in mir schrie!!!!!
Es schrie und schrie und schrie: „NEEEEEEEEINNNNN!!!!!!“
Das schaffst du nicht, das geht nicht. Unmöglich. Du brauchst ihn, du brauchst diese Beziehung.
Jedes Mal, wenn ich den Gedanken zuließ, doch noch zu bleiben, atmeten diese Stimmen in mir vor Erleichterung aus.
Genauso ging es mir auch, als ich damals mit gewissen Substanzen aufgehört hatte. Da saß ich genauso da und wurde von Tausenden Stimmen gleichzeitig angebrüllt.
Das auszuhalten und keinen Schritt zur Seite zu gehen, ist eine Leistung. Kurzes Armklopfen.
Nicht nur Substanzen machen süchtig, auch in Beziehungen entstehen Abhängigkeiten.
Wir versuchen DAS OPFER und DEN TÄTER auszumachen, die Wahrheit ist ABER! Beide sind abhängig und beide tragen eine sehr ungesunde Ausrichtung in sich.
Eine toxische Beziehung braucht beide Seiten, sie bedingen sich gegenseitig. Darum ist der erste Schritt der Lösung immer zuerst die Trennung.
So wie man nicht von Substanzen wegkommt, solange man sie noch konsumiert.
Die Trennung bedeutet das Aushalten all der Zweifel und Verzweiflung. Die inneren, total ausflippenden Stimmen zwar hören, die Emotionen erleben und doch weiter gehen – weiter gehen – weiter gehen.
Der zweite Schritt ist die Innenschau, die Bewußtwerdung und Zulassung von neuen, gesunden Dingen.
Zuerst Verständnis, – dann Wohlwollen, – dann Freundschaft und wenn alles gut läuft, auch die Selbstliebe.
Dies wäre vielleicht ein guter Schritt für dich. Spüre hinein.


