Die STILLE Gewalt der Gutmenschen
Ich hatte eine Zeit im Leben erlebt, in der ich wirklich sehr unglücklich und verunsichert war.
Ich traf eine Frau, die eine „Freundin“ von mir wurde.
Sie war sehr nett zu mir, unterhielt sich mit mir, aber immer, wenn ich mit ihr zusammen war, fühlte ich mich sehr nervös und unglaublich klein.

Es war für mich schwer, mit ihr unbeschwert zu sprechen, ich stotterte schon fast.
Ich dachte, mit mir ist etwas nicht in Ordnung. Sie ist ja sooooo nett.
Das war sie aber nicht. Sie tat mir Gewalt an. Eine stille Gewalt – eine Gewalt, die man nicht sieht.
Sie fand mich nicht gut, ich war ihr Sozialprojekt. Sie behandelte mich wie ein krankes Kätzchen, wie ein Wesen, dass bemuttert und bemitleidet gehört.
Wie fühlte ich mich in ihrer Gegenwart? Genauso!
Klein, bemitleidenswert, schwach und unglücklich. Ich hatte das starke Bedürfnis, ihr irgendetwas beweisen zu müssen.
Sie tat mir Gewalt an, obwohl sie es bestimmt „gut“ meinte.
Auch ich tat gewissen Menschen diese Gewalt an. Ich sah ihr Unglück und bemitleidete sie. Ich wollte helfen. Ich übernahm Verantwortung für etwas, was nicht meins war.
Ich hielt selbst Menschen klein, mit den ich soooo gut meinte.
Über diese seltsame stille Gewalt wird selten gesprochen.
Ein GUTMENSCH ist kein weiser, bewundernswerter Mensch.
Es ist nicht immer einfach zu unterscheiden, wann Hilfe und Einmischung gut ist.
Es ist aber unglaublich wichtig, da genauer hinzuschauen. Gerade wenn man ein Coach oder Mentor ist.
Es gibt Menschen, die ihre Hilflosigkeit gerne irgendwo abgeben und es gibt Gutmenschen, die sie gerne annehmen. So entsteht aber nie etwas Gesundes oder ein Weg in die eigene Stärke oder Selbstermächtigung.
Es ist nicht immer böse Hilfe abzuschlagen.
Ich sehe diese Verstrickungen überall um mich herum. Die Religion intervenierte in dieser Hinsicht auch sehr stark.
Bei diesem Thema gibt es noch viel Verwirrung und wenig Bewusstsein.
Ich bin kein GUTMENSCH mehr. Ich lernte dazu.
Ich weiß, wenn ich Mitleid fühle, bin ich keine geeignete Hilfe.
Wenn ich jemanden vor mir sehe, der nur sein Leid, seine Schwäche abgeben oder teilen möchte, nehme ich sie nicht an.
Ich helfe nur, wenn ich in dem Menschen vor mir einen Funken der Eigenverantwortung wahrnehme. Denn dann ist dieser Mensch für Hilfe bereit.
Nicht mein Zirkus - nicht mein Affen. Ich liebe diesen Spruch.
Du auch?
Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich?


